CDU-MdB Hans-Jürgen Irmer zum Thema Glyphosat:

„Bundesminister Schmidt (CSU) hat richtig gehandelt“
Wissenschaft: „Glyphosat ist nicht krebserregend“
Internationale Agentur für Krebsforschung“ (IARC) hat manipuliert

Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt (CSU) hat vor wenigen Tagen auf der europäischen Ebene zugestimmt, dass der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft verlängert werden darf. Diese Entscheidung war in der Sache richtig. Ich lasse die politische Bewertung und den Ärger mit dem Bundesumweltministerium, geführt von Bärbel Hendricks (SPD), außen vor. Die Sozialdemokraten müssen sich an dieser Stelle nicht aufplustern. Sie haben beim Thema „Ehe für alle“ den Koalitionsvertrag erstmalig gebrochen, indem sie seinerzeit mit anderen Fraktionen für die sogenannte Ehe für alle stimmten.

In der Sache hat der Landwirtschaftsminister völlig recht. Es wird Zeit, dass man mit dem Verstand entscheidet und sich nicht Emotionen hingibt.

Fakten:

Glyphosat ist ein Wirkstoff, um Unkraut bekämpfen zu können. Es wird seit rund 50 Jahren verwandt. Es drängt das Unkraut zurück, lässt aber die Nutzpflanzen außen vor. Mit Ausnahme der Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die erklärt hat, es gebe „begrenzte Nachweise“ dafür, dass Glyphosat krebserregendes Potenzial haben könne, hat nicht eine einzige wissenschaftliche Studie – und derer gibt es rund 1500 – das gleiche Ergebnis gezeitigt. Alle Behörden, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Europäische Chemikalienagentur ECHA und auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommen zum einhelligen Ergebnis, dass von einer sachgerechten Anwendung des Herbizids keine (!) Gesundheitsgefahr ausgeht. Bei keiner Zulassungsbehörde, so die Zeitung „Die Welt“, stehe Glyphosat auf dem Index.

Der Präsident des BfR, Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Veterinärmediziner, Mikrobiologe und Hygieniker, Chef von 345 Wissenschaftlern im unabhängigen, seit 2003 eingerichteten Institut, das keine Gelder von der Industrie erhält, das in der Wissenschaft keine Fachaufsicht hat, das völlig autonom arbeitet, hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass diese Frage des Einsatzes von Glyphosat in der Wissenschaft abschließend geklärt ist. Glyphosat ist nicht krebserregend.

Selbst das Umweltbundesamt, von einer Sozialdemokratin geführt, die der Bio-Lobby eher nähersteht als konventionellen Bauern, hat wörtlich ausgeführt: „Im Vergleich zu anderen zur Verfügung stehenden Mitteln ist es akzeptabel.“ Und in der Tat ist Glyphosat in den Augen der Chemiker und Toxikologen weit harmloser als alle anderen Pestizide. Es baut sich zügiger ab, schadet der Fauna nicht und es lässt sich aufgrund seiner Konsistenz zielgerecht ausbringen, ohne Streuverluste auf den Nachbarfeldern.

In Wahrheit geht es um Gentechnik

Warum ein solch emotionaler Kampf auf der grünen Seite geführt wird, dürfte vermutlich daran liegen, dass Glyphosat auch beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verwandt wird. Diese Pflanzen haben wir aber bewusst in Deutschland nicht. Und deshalb sagt Professor Hensel auch sehr klar, dass dies eine politisch ideologische Frage ist, denn Glyphosat ist die Schlüsselsubstanz für die Gentechnik. Wenn man politisch Glyphosat kippt, kippt man damit auch die Gentechnik.

So wird manipuliert

CDU-Bundestagsabgeordneter Hermann Färber hat jetzt aktuell eine völlige Neubewertung durch die IARC gefordert, denn in den Prüfungsberichten für die Weltgesundheitsorganisation habe die Internationale Agentur für Krebsforschung über das Pflanzenschutzmittel Glyphosat zehn maßgebliche inhaltliche Änderungen und Streichungen vorgenommen. Nur diese manipulative Vorgehensweise, so Färber, habe es der IARC erlaubt, zu ihrem Urteil zu gelangen, wonach Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“ sei. Die Nachrichtenagentur Reuters habe diese Handhabung aufgedeckt und damit entlarvt, dass die Bewertung durch die IARC nicht nur völlig unwissenschaftlich, sondern massiv verfälschend und manipulierend vorgenommen wurde.

Die Gegner von Glyphosat haben die von der IARC genutzten Studien stets für „höherwertig“ gehalten, da sie „unabhängig veröffentlicht“ seien. An dieser sogenannten Unabhängigkeit kann man allerdings einige Fragezeichen ansetzen, wenn man weiß, welche Interessen Professor Portier verfolgte, der 2015 der technische Berater des Glyphosat-Monographie-teams war, denn die IARC hat beispielsweise seine Zugehörigkeit als Aktivist zum amerikanischen Umweltschutzbund „Environmental Defense Fund“ nicht öffentlich gemacht. Und wenige Tage, nachdem die IARC diese zitierte Krebsmonographie herausgab, hat er mindestens zwei lukrative Beraterverträge erhalten, u.a. für Kanzleien in den USA, die Sammelklagen gegen Monsanto als Hersteller von Glyphosat vorbereiten.

Gesundheitsrisiko?

Wie es ist, wenn man den Verstand völlig ausblendet, haben die Grünen mit einer Forderung unter Beweis gestellt. Der Bundestagsabgeordnete Harald Ebner forderte dringende Schutzmaßnahmen für Schwangere, Stillende und Säuglinge gegen Glyphosat. Hintergrund dieser Forderung war ein Befund eines Leipziger Institutes, das in seinem Auftrag Spuren des Herbizids in der Milch stillender Frauen nachgewiesen hatte. Ebner verschwieg allerdings, so berichtete die „Welt“, dass die Babys jeden Tag 3750 Liter Muttermilch hätten trinken müssen, um überhaupt erst an den bei ihnen noch unbedenklichen Grenzwert heranzukommen, der obendrein noch einen Sicherheitsfaktor von 1:1000 berücksichtigt. Nach den in den USA geltenden Grenzwerten müssten sie täglich 21.000 Liter Milch trinken. Im Übrigen, wer genau hinschaut, wird in der Muttermilch auch Spuren von Dioxin, Nitrophen oder auch Plutonium und anderes mehr finden. Soll dann der Muttermilch die Zulassung entzogen werden?

Alternative?

Es gibt mehr als 250 zugelassene Wirkstoffe im sogenannten Pflanzenschutz, dies berichtete die „Süddeutsche Zeitung“, die fast durchweg schlechter untersucht und potenziell gefährlicher sind als Glyphosat, zudem weniger wirksam und teurer. Wäre Glyphosat entgegen der wissenschaftlichen Expertise verboten worden, hätten diese anderen Substanzen das gewaltige Loch stopfen müssen, das der Symbolstoff plötzlich hinterlassen und die Landwirte existenziell bedroht hätte. Wäre dies wirklich die bessere Alternative? Und im Übrigen: Erstens wollen alle parteiübergreifend, dass Wirkstoffe reduziert werden, dass man weniger Herbizide, Insektizide, Fungizide, von denen Glyphosat nur eines ist, reduziert. Es muss mit Maß und Verstand geschehen. Und zweitens darf man unseren Landwirten schon zutrauen, dass sie aus eigenem ökologischen und ökonomischen Interesse heraus sehr verantwortungsbewusst Glyphosat einsetzen.

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Hans-Jürgen Irmer
Hans-Jürgen Irmer
Herausgeber Wetzlar Kurier

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