CDL-Bundesvorsitzende Mechthild Löhr Gast des CDL-Kreisverbandes Lahn-Dill in Herborn:

"Familie ist das Lebens- und Überlebensprinzip einer solidarischen Gesellschaft"

Deutschland ist Weltmeister in der Disziplin Kinderlosigkeit. Es gibt kein anderes Land, in dem so große Gruppen von Frauen gar keine Kinder bekommen. Der Feminismus definiert Kinder als Belastung und nicht mehr als Erfüllung. Die Wertschätzung für Kinder ist "an in vielen Stellen eingebrochen" - und damit zugleich auch das traditionelle Familienbild. Das Leben definiert sich durch "Arbeit und Hobby" und nicht mehr über "Familie und Kinder". Auch medial kommt der "Normalfall Familie" nicht mehr vor. Die kürzlich beschlossene "Ehe für alle" passt in dieses Bild.

Vor dem Hintergrund dieser Feststellungen beschäftigte sich Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende des Vereins Christdemokraten für das Leben e. V. (CDL) unter dem Titel "Familie: Idee und Wirklichkeit" in Herborn mit "zentralen Fragen, vor denen sich Menschen gerne drücken". Eingeladen hatte der 2011 gegründete CDL-Kreisverband Lahn-Dill, dessen Vorsitzender Daniel Steinraths (Lahnau) Referentin und Gäste begrüßte, darunter den CDU-Kreisvorsitzenden Hans-Jürgen Irmer. Es werde über Fußball und das Wetter geredet, so Löhr, nicht aber über die Familie, die unter dem ganz besonderen Schutz des Grundgesetzes steht. Und das aus gutem Grund. Denn totalitäre Systeme und Weltanschauungen wie Kommunismus/Sozialismus und auch der Nationalsozialismus stellten immer den Staat über die Familie. "So war das auch in der DDR." Im Artikel 6 des Grundgesetzes werde dieser Erfahrungen Rechnung getragen.

Dabei ist "Familie" keine deutsche Erfindung, so Löhr, sondern weltweit eine "transkulturelle Wirklichkeit". In Deutschland aber sei es durch ein "erfolgreiche neomarxistische Dominanz ideologisch gelungen", die Familie zu entwerten. Das "Ideal" der vollerwerbstätigen Frau, das seinen Ursprung in der russischen Revolution von 1918 habe, mache Familie angeblich mehr und mehr überflüssig. Dieser leider auch in Deutschland Platz und Raum greifenden Idee steht laut Mechthild Löhr aber eine andere Wirklichkeit gegenüber - und entgegen.

Laut statistischer Erhebungen sind junge Menschen in Deutschland sehr wohl "familienorientiert" und wünschen sich eine harmonische Ehe und Familie von Mann, Frau und Kindern. 75 Prozent der 18-Jährigen leben immer noch in der elterlichen Familie. Trotz 50 Prozent Ehescheidungsrate gibt es in Deutschland keine Single-Gesellschaft. Von 18 Millionen alleinstehend lebenden Menschen in Deutschland ist der überwiegende Teil verwitwet. 38 Prozent der alleinstehenden Frauen sind geschieden, bei den Männern 18 Prozent. Die große Mehrheit der Geschiedenen heirate aber in überschaubarer Zeit erneut. Demnach ist das Familienmodell noch immer das bevorzugte. "Zumindest in der Theorie" so Löhr.

Angesichts von 17,5 Millionen Ehen in Deutschland ist die Zahl von derzeit 43.000 eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften - in denen im Übrigen mittlerweile rund 6000 Kinder leben -, eine vergleichbar geringe Größe. Auf der Ebene der Politik jedoch seien gleichgeschlechtliche Paare überrepräsentiert. Mit dem entsprechenden Einfluss auf den Lauf der Dinge. Die "Ehe für alle" als Gesetz sei dafür ein Zeichen. Wobei die Frage, ob die "Ehe für alle" in die Vorgaben des Grundgesetzes einbricht oder nicht, also verfassungswidrig ist oder nicht, bis zu einer höchstrichterlichen Entscheidung spannend bleibt.

Es werde in Deutschland, wie gesagt, über Wetter und Fußball geredet, nicht aber über Fragen von Leben und Tod. Damit sprach Mechthild Löhr eine mehr als traurige Wirklichkeit in Deutschland an. Seit 1973 sind sieben Millionen ungeborener Kinder im Mutterleib - statistisch erfasst und damit ohne Dunkelziffer - getötet worden. Abreibung nenne sich das und sei - leider nicht thematisierter - Grund für die seit Jahren geführten Diskussionen bezüglich der Folgen des demografischen Wandels (gleichzeitig wachse die Gruppe der ungewollt Kinderlosen).

Trotz allen ideologisch begründeten Kampfes gegen die Familie - hierzu zählt als jüngster gefährlicher Auswuchs der "Gender-Mainstream" und in dessen Folge mittlerweile 200 (!) Gender-Lehrstühle, aber nur ganzen zwei (!) Institute für Familienerziehung an deutschen Hochschulen - ist laut Mechthild Löhr die klassische Familie letztlich alternativlos. "Die Familie, so haben es die Väter und Mütter des Grundgesetzes erkannt und formuliert, ist das Lebens- und Überlebensprinzip einer solidarischen Gesellschaft." Kinder brauchten Mütter und Väter, um wirklich glücklich zu sein. Kinder sicherten die Zukunft. "Die Gesellschaft braucht die Familie!"

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Aktuelle Ausgabe07.03.